
Bereits vor Weihnachten haben wir uns überlegt, wie wir den Geflüchteten in den Unterkünften etwas Gutes tun können. In Zeiten von Corona sind viele in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, weil zum Beispiel ganze Unterkünfte unter Quarantäne gestellt werden. Uns erschien es daher umso wichtiger, den Familien eine Freude zu bereiten und Eltern in ihrer ganztägigen Kinderbetreuung zu unterstützen.
Und so haben wir uns einen Spieletag für Zuhause ausgedacht und ganz viele verschiedene Materialien zusammengesucht, mit denen man sich allein herausfordern oder Spielwettbewerbe mit der Familie ausrichten kann. Von Tischtennisbällen, Schnüren, Luftballons bis hin zu Bleistiften und Malblöcken...mit etwas Kreativität und Geschick lassen sich hiermit Spiele wie Eierlaufen, Plumpssack, Limbo, Sockenfußball und weitere gestalten. Zusätzlich erhielten die Spieler*innen eine Spielanleitung, in der für jedes Spiel die benötigten Materialen aufgeführt und die Durchführung erklärt sind.
Insgesamt haben unsere Pakete an 10 Unterkünfte verschickt. Ein großes Dankeschön geht an alle fleißigen Helfer*innen. Wir sind froh, dass wir mit der Aktion dem ein oder anderen Kind ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten und hoffen, dass wir uns bald alle wiedersehen und gemeinsam Spiele spielen und Sport treiben können.



Unter dem Titel „Pedal Power – Frauen drehen am Rad“ haben Sabine, Ricarda und Jule zusammen mit dem Malteser Integrationsdienst an zwei August-Sonntagen einen Fahrradfahr-Lernkurs für geflüchtete Frauen organisiert. Die Räder konnten die Malteser für einen kleinen Preis bei der Radstation mieten, den Verkehrsübungsplatz in Nippes durften wir kostenlos nutzen. Und die Teilnehmerinnen? Die waren schnell gefunden: Es dauerte nicht mal einen Tag, bis alle zwölf Plätze ausgebucht waren.
Wie bei dem halbjährigen Radkurs haben wir uns inhaltlich am Konzept von Bike Bridge orientiert und einen Ablaufplan für die beiden Tage erstellt. Aufgeregt waren wir trotzdem, genauso wie die Frauen, die am ersten Sonntag den Weg nach Nippes gefunden hatten. Doch schnell siegte die Motivation über die Ängstlichkeit, die gute Laune über die Zurückhaltung. Ein Wettrennen im Radschieben war dann der endgültige Eisbrecher und alle Teilnehmerinnen waren Feuer und Flamme, endlich aufsteigen zu dürfen und die ersten Fahrversuche zu starten.
Drei der Damen konnten bereits ein bisschen Rad fahren. Bald schon kurvten sie kreuz und quer über den Platz, während alle anderen und vor allem die fünf Helfer ordentlich ins Schwitzen kamen, um die ersten wackeligen Fahrversuche zu unterstützen.
„Den Lenker gerade halten!“ – „Schau nach vorne!“ – „Treten, treten, immer treten!“
Hin und wieder gab es auch schon mal einen Crash mit einem Baum oder den anscheinend immer im Weg stehenden Verkehrsschildern. Auch ein Achter im Vorderrad und ein paar Stürze waren dabei. Doch der Einsatz hat sich gelohnt: Schon nach dem ersten Tag konnten zwei weitere Frauen ohne Hilfe fahren und auch bei den anderen dauerte es nicht mehr lange: Nach ein paar Übungsrunden am zweiten Sonntag fuhren plötzlich sieben Damen um die Helfer herum und klingelten oder winkten fröhlich, wenn sie vorbeikamen. Für uns war nicht mehr viel zu tun.
Um auch sicher im Straßenverkehr zu sein, bauten wir noch eine Übungseinheit zu Verkehrsschildern und –regeln ein, simulierten Verkehrssituationen und ermutigten die Frauen auch mal Handzeichen zu geben. Schnell unterwegs sind sie zwar noch nicht, aber dafür fahren die sieben stolzen Teilnehmerinnen nun ohne Hilfe, konzentriert und sicher, sogar auf den kleinen Straßen und in den winzigen, engen Kurven des Übungsplatzes.
Im Anschluss an die beiden Lerntage im Zeitraffer können die Teilnehmerinnen nun drei Monate lang kostenlos ein Fahrrad von Swapfiets nutzen. Um auch Erfahrungen im echten Straßenverkehr sammeln zu können, wird es Ende August noch einen freiwilligen Radausflug auf Kölns Straßen geben.

Die aktuelle Situation rund um Corona ist für uns alle nicht leicht. Noch immer steigen die Infektionszahlen täglich an. Für Geflüchtete in Wohnunterkünften ist es dabei besonders schwer, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, da sie häufig in beengten Wohnverhältnissen leben. Mit dem Lockdown fielen plötzlich Betreuungen und Unterstützungsangebote weg. Auch wir konnten unsere Angebote für die Menschen aus den Kölner Unterkünften nicht mehr durchführen. Die neue Situation stellte alle auf eine harte Probe:
Der Lockdown war für die Bewohner der Geflüchteten-Unterkünfte zunächst besorgniserregend. Aufgrund der plötzlichen Freiheitseinschränkung hatten sie Angst, Anschluss und Kontakte zu verlieren, innerhalb sowie außerhalb der Unterkünfte. Die sozialen Medien wurden zur größten, wichtigsten und vor allem einzigen Kontaktquelle. Lediglich sozialpädagogische Jugend- und Familienhilfen sowie das Jugendamt durften noch in die Unterkünfte kommen.
In Sachen Schutzmaßnahmen wurde direkt und ununterbrochen Aufklärungsarbeit geleistet. Viele wurden damit schnell vertraut gemacht und verhielten sich vorbildlich. Die Bewohner blieben in ihren Wohneinheiten und mieden Zusammenkünfte im Hof. Die Menschen sehnten sich jedoch nach Kontakten und ein bisschen Freude, wodurch in Einzelfällen Aufklärungsarbeit erneut einsetzen musste, sobald Mindestabstände nicht eingehalten wurden. Die allgemeine Stimmung war sehr unterschiedlich, teilweise ruhig und entspannt, teilweise ängstlich, aber keinesfalls panisch.
Um in den Unterkünften mehr Platz zu schaffen, wurden beispielsweise die Hälfte der Tische im Speisesaal entfernt und Rundgänge im Haus vermieden, damit sich nicht zu viele Geflüchtete gleichzeitig um die Mitarbeitenden versammeln konnten. Familien mit Kindern wurden besonders hart auf die Probe gestellt: Auf einmal wurden Spielplätze und Jugendräume gesperrt, Schulen und Kindergärten geschlossen, aber vor allem konnte die viel in Anspruch genommene ehrenamtliche (Schul)-Betreuung nicht mehr stattfinden. Die Kinder haben in den meisten Fällen kein eigenes Zimmer und keinen eigenen Schreibtisch. Das WLAN funktioniert nur sehr schlecht, wodurch digitales Lernen fast unmöglich ist. Ehrenamtler*innen und Schulen versuchten so gut es ging, Angebote für Kinder zu schaffen und ihnen Hausaufgaben oder Spielsachen zu bringen. Darüber hinaus konnten neu ankommende Kinder aufgrund des Lockdowns keiner Schule zugeteilt werden.
Mittlerweile haben Spielplätze, Schulen und Kindergärten wieder geöffnet. In insgesamt sechs Unterkünften dürfen wieder vereinzelt Besuche getätigt werden und auch das ehrenamtliche Engagement beginnt wieder, wenn auch nur in kleinen Schritten. Die Schutzmaßnahmen bleiben ein ständiger Begleiter. Besonders die Kinder lernen schnell und sehen das 30-sekündige Händewaschen mittlerweile als eine Selbstverständlichkeit an.
Die Situation entspannt sich allmählich und alle hoffen, dass dies auch so bleibt. Wir tun derzeit das Möglichste, um wieder persönlichen Kontakt mit den Geflüchteten unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen herzustellen. Die ersten Angebote sind bereits gestartet: In Junkersdorf und Marsdorf wird wieder Fußball gespielt. Außerdem konnten wir für Kinder Ferienangebote im Hochseilgarten und in der Schwimmhalle anbieten. Zudem organisierten wir in Kooperation mit den Maltesern einen Fahrrad-Lernkurs für Frauen.
Wenn Du auch Lust hast, ehrenamtlich aktiv zu werden und uns zu unterstützen, dann mach doch mit und werde Mitglied bei GiB! Mehr Infos dazu findest Du auf https://www.gib-spohoaktiv.de/machmit.
Quelle: Unser Partner des DRK ( Deutsches Rotes Kreuz e.V. ) berichtete in seinem letzten Informationsblatt INFODIENST über die Lage in den Kölner Unterkünften.

